Vorgestern bekam ich eine E-Mail aus dem Hospiz:
„Die Bilder in Zimmer 8 können abgeholt werden…“
Für einen Moment wurde es ganz still um mich und mir traten die Tränen in die Augen.
Hinter diesem lapidaren Satz verbarg sich ein Schicksal, das mir zu Herzen ging. In Zimmer 8 wohnte eine junge Frau, schätzungsweise 25 Jahre, genau weiß ich es nicht.
Ich bin ihr einige Male begegnet. Das erste Mal, als ich zum Vorgespräch bei der Leiterin des Hospizvereins war. An diesem Tag war gerade ein junges Mädchen gestorben. Ich sah Julia, deren Namen ich damals noch nicht kannte, weinend in ihrem Rollstuhl, während sich eine Pflegekraft des Hospizes liebevoll um sie kümmerte.
Das zweite Mal traf ich sie, als wir die Engelbilder aufhängten. Sie kam auf mich zu und bewunderte die Bilder. Ich fragte sie, ob sie eines in ihrem Zimmer aufhängen möchte. Ohja, sehr gern! Und sie suchte sich einen schönen rosa Engel aus.
Der Engel des Aufbruchs!
Ob sie noch eines haben könnte? Sie habe noch eine freie Wand im Zimmer. Natürlich hatte ich und ich hatte sogar auch noch ein drittes Bild für ihr Zimmer übrig.
Der Engel der Großherzigkeit!
So zogen 3 Engel in ihrem Zimmer ein und ich vereinbarte mit der Hausleitung, dass die Bilder solange wie nötig hängen bleiben dürfen.
Als ich vor einigen Wochen die Ausstellung wieder abbaute, sah ich Julia noch einmal. Sie sagte, es gehe ihr schlecht und man sah ihr schon an, dass sie starke Medikamente bekam.
Sie wohnte insgesamt 5 Monate in dem Hospiz, eine verhältnismäßig lange Zeit…
Der Engel der Fülle!
Sie starb an einem heißen Sommertag zur Sonnenblumenzeit. Ich wünsche ihr, dass sie umarmt von ihren Engeln an einem Ort ist, wo nur Fülle und Freude ist.